Nur ein Wort?

Gibst du Deinem Hund ‚Kommandos‘ oder ‚Signale‘?
Verwendest du das Wort ‚Danke‘ oder ‚Aus‘, wenn er dir etwas geben soll?
‚Setzt du Grenzen‘ oder ‚hilfst du deinem Hund Situationen zu meistern‘?

Ich möchte dich heute ermuntern, dir diese Fragen zu beantworten. Denn im Hinblick auf die eigenen Ausgeglichenheit und unsere Beziehungen halte ich  es für wichtig sich darüber bewusst zu werden, welche „Sprache man spricht“.

Unsere Wortwahl und unser Denken hängen eng zusammen. Welchen Einfluss die Verwendung sogar einzelner Worte auf unser Denken haben kann, wurde wissenschaftlich erforscht. Ein Beispiel: Die Wissenschaftler Lera Boroditsky und Paul Thibodeau haben in einem spannenden Experiment gezeigt, dass die Wortwahl bei der Beschreibung einer Aufgabe maßgeblichen Einfluss auf die gewählte Lösung haben kann. Den Testpersonen wurden unterschiedliche Texte und identische Statistiken zur Kriminalität in einem fiktiven Ort vorgelegt. Sie sollten Vorschläge machen, wie man die Anzahl krimineller Vorfälle reduzieren könnte. Die Texte unterschieden sich nur durch folgende Wortwahl: bei er einen Gruppe wurde Kriminalität als „Virus“, bei der anderen als „wilde Bestie“ bezeichnet. Obwohl alle Testpersonen angaben, die Wahl ihrer Vorschläge sei durch die vorgelegten Statistiken begründet, unterschieden sie sich deutlich. Es konnte ein Zusammenhang zur Verwendung dieser beiden Worte gezeigt werden. [1]

Diese ist nur eine Studie von vielen, in denen sich der Einfluss von Sprache auf unser Denken und Handeln gezeigt hat. Wenn uns unsere Beziehungen wichtig sind, sollten wir bewusst mit Worten umgehen. Bei unserem Hund können wir anfangen zu üben. Der Hund versteht zwar nicht jedes unserer Worte, aber die Worte, die wir wählen, beeinflussen unsere eigene Einstellung, unsere Haltung dem Hund gegenüber. Und die spürt der Hund.

Wenn wir uns eine respektvolle und auf Vertrauen basierende Beziehungen wünschen, sollten wir auf unsere Wortwahl achten. Wir sollten Signale mit Bedacht auswählen und uns bewusst machen, wie wir das Verhalten und den Charakter unseres Hundes beschreiben. ‚Fehlverhalten‘ ist nur eine menschliche Definition, ein Etikett. Ein Hund denkt nicht in den Kategorien ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ in unserem Sinne. Er bringt mit seinem Verhalten ein Bedürfnis zum Ausdruck. Es ist unsere Aufgabe, dieses Bedürfnis frühzeitig zu erkennen, bevor sein Verhalten eskaliert. Und ihm beizubringen, wie er sein Bedürfnis in einer Weise ausleben kann, die uns gefällt.

Worte sind nicht nur Worte. Worte haben Bedeutung. Ein bewusster Umgang mit Worten macht einen Unterschied.

Quellen:
[1] Adam Horlick: „Is crime a virus or a beast? When describing crime, Stanford study shows the word you pick can frame the debate on how to fight it“, erschienen im Stanford Report, February 23, 2011 unter: [https://news.stanford.edu/news/2011/february/metaphors-crime-study-022311.html] abgerufen am 25.01.2018