Manchmal verändert sich das Leben von heute auf morgen. Manchmal ganz einfach so, ohne unser Zutun. Völlig unvorbereitet.
Dinge, die gestern noch ‚normal‘ waren, erscheinen heute plötzlich außer Reichweite. Man ist erst einmal ratlos, weiß nicht, in welche Richtung man laufen soll, fühlt sich zeitweise wie benebelt. Womöglich schleicht sich ein Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins ein. Wenn die Umstände sehr schlimm sind, fühlt man sich vielleicht wie betäubt und erlebt irrationale Stimmungsschwankungen.
Das ist eine völlig normale Reaktion auf außergewöhnliche Erfahrungen, wenn der Schock oder seelische Schmerz sehr groß ist. In einer Krisensituation reagieren Körper und Psyche auf die schlimmen Ereignisse. Das Chaos herrscht dann oft nicht nur außen, sondern auch innen. Man kommt aus dem Gleichgewicht. Vorübergehende Instabilität geht einher mit Veränderungen. Wir müssen uns an die neue Situation anpassen und einen Weg für uns finden, wie wir mit damit umgehen. Dieses Ungleichgewicht macht es erst möglich, dass Neues entstehen kann. Es schafft Raum für Neuordnung.
Das innere Chaos fühlt sich zuerst nicht gut an. Man will es „weg haben“, dieses seltsame Gefühl. Man hätte gerne, dass es wieder so wird wie früher. Das Problem ist: wenn wir etwas weghaben wollen, ist genau das sehr präsent in uns. Hilfreicher ist, wenn wir versuchen, es als einen Teil des Geschehens anzunehmen, wohlwollend mit sich umzugehen und sich gleichzeitig auf das zu fokussieren, was uns im Moment Kraft spendet .
Was das sein kann, ist sehr individuell und hat doch eine gemeinsame Überschrift: alles das, was uns jetzt gut tut und unsere Situation verbessert. Zum Beispiel sich bewusst zu machen, was man selbst aktiv dazu beitragen kann. Sich Unterstützung suchen. Immer wieder auftanken.
Mir hilft die Natur, der Wald, meine Hunde. Ich mache an solchen Tagen keine normalen Spaziergänge, sondern gehe an meinen Lieblingsort und verbringe dort einfach gemeinsam Zeit. Ich mache die Dinge, von denen ich weiß, dass sie meinem Hund und mir Freude und Ausgleich bringen. Hunde spüren das innere Chaos des Menschen, können es aber nicht einordnen. Sie leben viel mehr als wir im Augenblick. Indem wir versuchen, diese Fähigkeit ebenfalls zu leben, können wir ihnen und uns gleichzeitig helfen. Wenn wir uns auf diesen Moment, das gemeinsame Tun, einlassen, vergessen wir für eine kurze Zeit die Sorgen. Denn unser Gehirn kann die Aufmerksamkeit nicht auf zwei Dinge gleichzeitig lenken.
Pausen geben Kraft. Ich tauche ein in den Moment, in die Natur, höre das Vogelgezwitscher, sehe die Wolken die vorbeiziehen. Und genau, wie ich die Wolken ziehen lasse, lasse ich auch meine Gedanken ziehen und werde wieder frei im Kopf.
Hilfreich ist, mit Familie und Freunden zu reden. Nicht nur über das belastende Thema, sondern ganz bewusst auch über etwas ganz anderes. Wohltuend kann auch sein, vorübergehend auf Nachrichten oder andere Dinge zu verzichten, die die Stimmung vielleicht noch mehr drücken.
Ich tue das, was mir gut tut, so oft es die Umstände zulassen.
So oft wie möglich versuche ich, meine Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken, nicht über das gestern und morgen nachzudenken. Ich sammle meine Kräfte und fokussiere mich damit auf diese einzige Zeit, in der ich etwas bewirken kann. Denn das, was ich genau jetzt – in diesem Moment – fühle, denke und mache, wird mein Morgen gestalten.