Nun beginnt sie wieder – die „staade Zeit“, wie wir die Adventszeit hier in Bayern nennen. Wenn ich daran denke, entstehen innere Bilder und Gefühle: duftende Kekse, die wohlige Wärme des Kamins, schöne und manchmal tiefsinnige Gespräche mit Familie und Freunden. Warm eingepackt (Schnee?)-Spaziergänge machen und auch wieder häufiger im Haus mit den Hunden kuscheln, entspannen und spielen. Mir zwischendurch auch Zeit zum Innehalten und Reflektieren nehmen. Das Jahr nachwirken lassen und mir zum Jahresende Gedanken machen, was mir wichtig ist und wofür ich dankbar bin.
Und rund um diese wohlige Vorstellung passiert das Leben: Einladung purzeln herein, die Weihnachtsfeier von Verein xy und von Firma yz, Adventstees im Freundeskreis, Verabredungen mit Freunden und Bekannten auf dem lauten und überfüllten Christkindlmarkt – natürlich ohne Hund. Über viele Einladungen freut man sich, aber wie soll man das denn alles noch im Kalender unterbringen? Dazu vielleicht noch Plätzchen backen, Adventskalender befüllen, Nikolaus-, Wichtelüberraschungen und Weihnachtsgeschenke besorgen, die Wohnung dekorieren. Und die alljährlichen Fragen: Was kochen wir nur an Weihnachten, damit es allen schmeckt? Wie und mit wem verbringen wir Silvester? Wie bereite ich den Hund auf die alljährliche Knallerei vor? Das alles überrollt uns jedes Jahr wieder und der Alltag nimmt auch keine Rücksicht auf die „staade Zeit“. Für viele läuft er in gewohnter Weise weiter bis zum „heiligen Abend“, an dem dann womöglich alles eskaliert wegen der großen Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität.
STOP. Will ich die „staade Zeit“ wirklich so erleben? Oder kann ich meine Lebenszeit auch in dieser Zeit wertschätzen und gestalten? Wir haben immer die Wahl und können jederzeit entscheiden, was wir tun und was wir lassen. Wir können abwägen, Prioritäten setzen und uns auf das fokussieren, was uns wichtig ist. Wenn Sie mögen, nehmen Sie sich doch am kommenden Sonntag, dem ersten Advent, etwas Zeit nur für sich selbst und probieren die folgende Idee aus:
Gedanklich offline gehen.
Suchen Sie sich einen gemütlichen, ruhigen Platz, vielleicht mit einer Kuscheldecke im Lieblingssessel. Stellen Sie ihr Lieblingsgetränk bereit und zünden Sie ein Teelicht an. Handy und Telefon ausschalten nicht vergessen, dem Hund am besten etwas zu Kauen oder Schlecken geben. Setzen Sie sich aufrecht und entspannt hin, atmen Sie ruhig ein und aus. Beobachten Sie nun die Flamme und tun Sie darüber hinaus: NICHTS.
Drei Minuten, fünf Minuten, zehn Minuten … spüren Sie hin, wie lange es für sie gerade passt. Tauchen Gedanken auf? Dann nehmen Sie sie einfach nur wahr und lassen sie für den Moment wieder gehen. Alles was da hochkommen sollte … einfach loslassen, weiterziehen lassen. Ihr Atem fließt ruhig und natürlich. Sollten Sie abgelenkt werden, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihren Atem und das Kerzenlicht. Ohne zu bewerten oder zu denken. Gehen Sie gedanklich ‚offline‘.
Wenn Übungen dieser Art ungewohnt für Sie sind, wird es vielleicht noch nicht so einfach gelingen, dass sich Ruhe im Kopf einstellt. Das macht aber nichts. Diese wohltuende Leere „zwischen den Gedanken“ wird länger, wenn wir das immer wieder üben.
Wenn Sie diese kleine Auszeit genossen haben, bleiben Sie bitte noch sitzen, trinken ihr Getränk und spüren dieser Erfahrung nach. Lassen Sie sich überraschen, was nun passiert. Vielleicht formen sich ein paar Antworten auf Ihre Fragen nun von selbst? Vielleicht wird Ihnen klarer, was Ihnen wichtig ist – in dieser Zeit – in Ihrem Leben? Vielleicht haben Sie eine Idee, wie Sie die nächsten Wochen gestalten möchten?
Ich wünsche Ihnen einen schönen ersten Advent und eine staade Zeit mit Ihren Hunden, so wie es Ihnen gut tut.