Mehr Wohlbefinden und eine gute Lebensbalance. Das ist das übergeordnete Ziel von ‚Balance mit Hund‘. In meinen Beiträgen geht es darum, wie wir unser Leben gestalten können, damit das gut gelingt. Studien zeigen: wie gut wir uns fühlen hängt damit zusammen, ob wir in ein gutes soziales Miteinander eingebettet sind und wie wir unsere Beziehungen und den Kontakt zu anderen erleben. Heute möchte ich deshalb ein paar Gedanken rund um das Thema Kommunikation beschreiben und wie wir den Kontakt mit anderen positiv gestalten können.
Kommunikation ist mehr als Worte wechseln.
Kommunikation umfasst mehr als Sprache und die Wahl unserer Worte. Auch wie wir etwas sagen und was unser Körper dabei mitteilt, beeinflusst das, was bei anderen ankommt. „Man kann nicht nicht kommunizieren“ sagte einst Paul Watzlawick, ein international bekannter Psychotherapeut, Kommunikationswissenschaftler und Autor. Das heißt: wir teilen immer etwas mit, auch dann, wenn wir nichts sagen. Es kommt also nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf Tonfall, Mimik, Gestik, Körperhaltung und eben auch darauf, was wir tun oder nicht tun.
Jede Interaktion gestaltet Beziehung. Je klarer die Botschaft und je harmonischer die Beziehung zweier Kommunikationspartner ist, desto leichter gelingt der Austausch. Ist der andere jedoch „anders gestrickt“ als wir, gab es in der Vergangenheit ungeklärte Missverständnisse oder Konflikte, wird sich das auf weitere Begegnungen auswirken. Das was war, schwingt mit und bereitet den Boden für die Zukunft.
Auch unsere aktuelle Stimmung spielt eine Rolle in der Begegnung mit anderen. Fühle ich mich unruhig, gestresst oder über Dinge verärgert, die womöglich gar nichts mit dieser Situation zu tun haben, wird sich das auf ein Gespräch oder eine Interaktion auswirken. Missverständnisse sind vorprogrammiert, denn wenn wir die Gründe für unser Unwohlsein nicht offenbaren, besteht immer die Möglichkeit, dass unser Gegenüber unsere Stimmung auf sich bezieht.
Kommunikation und innere Haltung
Sich der eigene Stimmung bewusst zu sein, ist ein guter Anfang. Wie gehen wir aber in einer Begegnung mit unserem Empfinden um? Unsere nonverbalen Signale kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Gegenüber an, ob wir das nun wollen, oder nicht. Unsere Emotionen drücken sich ja in unsere Körperhaltung, Mimik, Tonlage aus, selbst wenn wir uns zusammenreißen. Vielleicht kennst Du das, wenn jemand nur äußerlich, aber nicht innerlich lächelt? Je besser das „zwischenmenschliche Gespür“ bzw. die Wahrnehmungsfähigkeit des Gegenübers, desto wahrscheinlicher werden die wahren Emotionen erkannt. Wir werden als nicht stimmig wahrgenommen.
Was also tun? Eine gute Möglichkeit ist: tief in den Bauch atmen und die eigene Mitte wiederfinden. Lernen, sich auf den Moment zu fokussieren was jetzt ist und nicht auf das, was vorher war oder irgendwann sein wird. Später, nach der aktuellen Begegnung, könnten wir uns zum Beispiel fragen: woher kam dieses Gefühl, dieses Bild, diese innere Stimme? Was will mein Inneres mir mitteilen? Wenn wir uns auf diese Art immer wieder achtsam hinterfragen, dabei liebevoll mit uns umgehen, lernen wir uns nach und nach besser kennen und kommen immer leichter in Balance.
Üben können wir dieses achtsame Wahrnehmen und die Regulation unserer Emotionen besonders gut im Zusammenleben mit unserem Hund. Und gleichzeitig ernten wir die Früchte dieser Auseinandersetzung mit uns selbst, denn wir werden dadurch für den Hund immer mehr zu einem verlässlichen Partner und einer authentischen Führungspersönlichkeit.
Kommunikation in der Mensch-Hund-Beziehung.
Welcher Hundemensch wünscht sich das nicht – eine harmonische, vertrauensvolle Beziehung zu seinem Hund? Damit sie wahr wird, müssen wir zuerst erkennen: ausschließlich wir Menschen sind für die Qualität dieser Beziehung verantwortlich. Wir müssen bereit sein, einen Perspektivwechsel zu leisten, unsere menschliche Brille immer wieder ablegen und unsere Kommunikation und Interaktion mit unserem Hund bewusst gestalten. Die Basis, die wir dafür brauchen, lernen wir in einer freundlich und bedürfnisorientiert arbeitenden Hundeschule: wir müssen eine gemeinsame Kommunikationsebene finden, uns auf die Sprache des Hundes einlassen. Das heißt, wir müssen seine Körpersprache und seine Stress-Signale lesen lernen. Und wir sollten uns die erforderlichen Trainingsskills und lerntheoretisches Wissen aneignen, um unserem Vierbeiner auf faire, hundegerechte Art Signale beizubringen. Die brauchen wir, um gemeinsam mit ihm gut durch den Alltag und unsere Menschenwelt zu navigieren.
Das ist der eine Teil gelingender Kommunikation, wie wir nun wissen. Wir kommen aber auch in dieser Beziehung nicht darum herum, unsere innere Haltung zu reflektieren. Wir sollten versuchen, unser Denken, Fühlen und Handeln in Einklang zu bringen. Gerade in Zeiten, in denen wir in anderen Lebensbereichen gut ausgelastet sind, ist diese Herausforderung besonders groß. Oft sind wir gestresst vom Alltagsgeschehen und verhalten uns deshalb unserem Hund gegenüber nicht so, wie wir das gerne würden. Das ist menschlich. Natürlich schwingen unsere Alltagserlebnisse und die daraus resultierenden Stimmungen und Befindlichkeiten auch in der Mensch-Hund-Beziehung mit. Der Hund kann unsere Emotionen und unser verändertes Verhalten nicht einordnen. Und manchmal stresst uns sogar das Leben mit Hund. Meist dann, wenn das Zusammenleben nicht so gelingt, wie wir uns das vorstellen.
Gerade dann sollten wir besonders ehrlich mit uns selbst sein und unsere innere Haltung reflektieren. Fragen, die dafür hilfreich sein können:
– Weshalb habe ich diesen Hund zu mir geholt? Welche Vorstellungen und Wünsche hatte und habe ich?
– Entspricht seine Persönlichkeit meinen Erwartungen?
– Welchen Umgangsstil möchte ich mit dem Hund pflegen und passt dieser zu meinen Überzeugungen und Werten?
– Decken sich meine Bedürfnisse mit denen meines Hundes und wie löse ich eventuelle Bedürfniskonflikte?
– Wie verhalte ich mich in Stress- oder Konfliktsituationen und ist mein Verhalten hilfreich für meinen Hund?
– Wie kann ich den Alltag mit meinem Hund gestalten, so dass uns beiden gut geht?
Die Beantwortung dieser Fragen, kann manchmal unter die Haut gehen. Es können Themen aufkommen, die nur indirekt etwas mit dem Hund zu tun haben. Themen, die im Zusammenhang mit unserer Biografie, unseren Erfahrungen, unseren Überzeugungen, Werten und Gewohnheiten stehen. Sie für sich zu klären, erfordert die Bereitschaft zur Selbstreflexion und wird uns manchmal in Bereiche führen, die auch für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen eine wichtige Rolle spielen, wie auch für unseren Umgang mit uns selbst. All das geht weit über Hundetraining hinaus.
Sich auf diesen Weg einzulassen kann sehr sehr bereichernd sein, wie ich mehrfach erleben durfte. Die Begleitung durch einen erfahrenen, gut ausgebildeten und qualifizierten Coach kann dabei sehr hilfreich sein. Es gibt wunderbare Interventionen, die dabei unterstützen, mehr im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen und Werten zu leben, neue persönlichen Fähigkeiten und Stärken zu entdecken oder zu fördern. Wenn dies gut begleitet wird, kann diese Art der Auseinandersetzung mit sich selbst zu einem wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu harmonischeren Beziehungen und zu mehr Gelassenheit und Selbstwirksamkeit werden. Gemeinsam mit dem Hund ist dieser Weg besonders schön und leicht…