Manchmal höre ich von Menschen – meist begleitet von einem tiefen Seufzer: Das ist halt so. Und manchmal frage ich zurück: Wirklich? Ist es wirklich so? Oder gibt es vielleicht doch die Möglichkeit einer Veränderung?
Was ich bei solchen Gesprächen hin- und wieder heraushöre: man fühlt sich der Situation ausgeliefert. Kein schönes Gefühl. Gerade, wenn mit unserem Hund Probleme auftreten, für die wir erst mal keine Lösung haben, fühlen wir uns manchmal hilflos. Unser Alltag ist dicht gefüllt und stressig. Und dann macht auch noch der Hund Schwierigkeiten. Dabei hat man ihn sich zu sich geholt, um die freie Zeit mit seinem „besten Freund“ zu genießen.
Eine Hundeschule besuchen, um an dem Thema zu arbeiten? Bitte nicht – das bedeutet ja noch mehr Stress. Manchmal heißt es auch, der Hund wäre ja schon älter, das gewöhnt der sich nicht mehr ab.
Nein. Von selbst wird sich nichts ändern. Im Gegenteil. Lässt man unerwünschtes Verhalten immer wieder ablaufen, wird es jedesmal geübt. Es festigt sich und macht das Training mit der Zeit immer schwieriger. Was viele nicht bedenken: es steckt etwas dahinter. Der Hund zeigt das Verhalten ja nicht ohne Grund. Wir sehen die Dinge manchmal nur aus der menschlichen Sicht. Aus Hundesicht ist vieles ganz anders. Ihm geht es selbst oft nicht gut dabei, wenn er ‚unerwünschtes Verhalten‘ (… unsere Perspektive) zeigt.
Ist der Hund, der brüllend in der Leine hängt tatsächlich dominant? Ist der Hund, der an der Leine zerrt wirklich unerzogen? Will der Hund, der Gegenstände zerstört oder in die Wohnung macht, wenn wir ihn alleine lassen, uns wirklich „kontrollieren“ oder „eins auswischen“? Oder sind diese Hunde vielleicht gerade einfach nur Hund und als solcher überfordert und gestresst?
Wir müssen etwas ändern, wenn sich etwas ändern soll.
Zuerst sollten wir unsere menschliche Sichtweise hinterfragen. Hündisches Verhalten ist kontextabhängig und wird von vielen Faktoren bestimmt. Mit Sicherheit steht kein Machtstreben dahinter – denn das ist rein menschlich. Stress ist ein wichtiger Einflussfaktor auf Verhalten. Und sind wir selbst gestresst, verstärkt sich der Stress des Hundes. Ein Teufelskreis.
Man kann tatsächlich sehr viel ändern, wenn man will. Verhalten ist veränderbar. Ein ganzes Leben lang. Sowohl beim Menschen, als auch beim Hund. Die Veränderung muss jedoch bei uns selbst beginnen. Wenn Sie das Verhalten Ihres Hundes stört, kann ich Sie nur ermutigen, hinzuschauen. Wann tritt es auf? Was passiert vorher? Was hinterher? Ist es immer? Oder nur manchmal? Was ist am Tag zuvor passiert? Es gibt einen natürlichen Grund dafür. Eine gute Hundeschule wird da große Hilfe leisten. Vorausgesetzt sie bringen die Bereitschaft mit, auch ihr eigenes Denken und Handeln zu überdenken.
Auf keinen Fall sollten wir laut werden, Strafen, oder den Hund durch körperliche Maßnahmen „korrigieren“. Der Grund für unerwünschtes Hundeverhalten ist häufig Angst, und/oder ein unerfülltes Bedürfnis. Üben wir Druck aus, verstärken wir seinen Stress. Wir sollten lieber herausfinden was dahinter steckt und die Situation verändern, ihm helfen, besser damit zurecht zu kommen.
Denn wir Menschen haben die Fähigkeit, Dinge zu reflektieren und Situationen mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen aktiv gestalten. Unser Hund kann das nicht. Dadurch, dass wir etwas verändern, wird er sein Verhalten ändern. Nehmen sie achtsam und empathisch wahr, was die Faktoren sind, die das Verhalten ihres Hunde hervorrufen. Dann können sie herauszufinden, was ihrem Hund in dieser Situation hilft. Und somit auch Ihnen selbst.