Mein persönlicher Umgang mit der Corona-Krise.
Corona und die Sicherheitsmaßnahmen haben uns fest im Griff. Viele Menschen sitzen zu Hause, teilweise leider sogar getrennt von den Menschen, die ihnen am meisten bedeuten. Dank Corona erleben viele von uns Sorgen und Ängste. Wir Hundemenschen haben ein paar Vorteile. Unsere Vierbeiner erhalten uns ein Stück Normalität. Viele fragen sich trotzdem zur Zeit: Wie geht es wohl weiter? Wie werden wir wieder aus dieser Situation herauskommen? Wie wird unser Leben dann aussehen? Das sind die Fragen, die wir uns wohl alle im Moment stellen.
In den vergangenen Jahren habe ich für mich durch meine Ausbildungen ein paar bewährte Bewältigungsstrategien entdeckt, die mir gerade sehr helfen. Das Wichtigste für mich: sich für diese unangenehmen Gedanken und Gefühle, die zwangsläufig immer wieder hochkommen, nicht abzuwerten oder sie zu verdrängen, sondern sie einfach zuzulassen und wieder gehen zu lassen. Nicht daran festzuhalten, sondern sich gerade jetzt immer wieder in Achtsamkeit zu üben.
Wie wir es am besten schaffen, in dieser Ausnahmesituation seelisch im Gleichgewicht zu bleiben, dafür gibt es kein Patentrezept. Jeder muss für sich jetzt herausfinden, was hilft. Die Wissenschaft des gelingenden Lebens, die Positive Psychologie, liefert uns da ein paar wertvolle Ansatzpunkte. Und über die werde ich in nächster Zeit immer wieder schreiben.
Heute möchte ich Euch von meinem eigenen, persönlichen Weg erzählen und dem ein- oder anderen damit vielleicht ein bisschen Mut machen, den ganz eigenen Weg zu suchen.
Mir half es anfangs, ins Tun zu kommen.
Ich dachte mir: andere sind im Moment schlechter dran als ich. Die, die älter sind, gesundheitlich vorbelastet, oder die, die alleine in der Wohnung in Quarantäne sitzen. Vielleicht wünschen Sie sich jetzt Unterstützung? Also habe ich Mitte März mit ein paar lieben Bekannten hier um’s Eck telefoniert und wir waren uns sofort einig, dass wir ganz spontan ein Nachbarschaftsnetzwerk auf die Beine stellen, um diesen Menschen hier bei uns im Stadtteil mit Einkaufen und Gassigehen Unterstützung anzubieten. Manche haben viele Masken für Einrichtungen und andere genäht. Das gemeinsame Planen und Tun, das Abstimmen und Vorbereiten hält uns in Bewegung und fordert unser Organisationstalent. Und gleichzeitig ist anderen damit geholfen. Solche win-win-Geschichten mochte ich schon immer.
Und ich zeichne.
Nicht, dass ich das besonders gut könnte, aber als ich vorletzte Woche einen Zeitungsartikel zu Corona gelesen habe, in dem auch ein Bild des Corona-Virus gezeigt wurde, hatte ich plötzlich dieses Monster-Bildchen im Kopf, das ich beim letzten Mal schon zusammen mit den Hunden über meinen Beitrag „Krise und Chance“ gepackt habe. Ich habe diese Figur spontan „Das Corönchen“ genannt. Ich will die Gefahr, die von Corona ausgeht, damit nicht verharmlosen. Doch ich habe gespürt, dass es mir gerade hilft, dieser schwer greifbaren Bedrohung auf diese Art Ausdruck zu verleihen und ihr durch die verniedlichende Darstellung vielleicht zeitweise ein bisschen seinen Schrecken zu nehmen. Corona ist um uns. Das können wir nicht ändern. Wir können Empfehlungen beachten, aber 100%ig kontrollieren können wir die Situation nicht. Doch seien wir mal ehrlich – es ist doch für unser momentanes Wohlbefinden wesentlich hilfreicher, die Gefahr bei Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen zumindest in unserer Vorstellung zu verkleinern. Unser Gehirn macht keinen Unterschied, ob wir etwas im Kopf visualisieren oder ob es tatsächlich „so ist“. Und das hier ist definitiv eine Gelegenheit, den Realismus ab- und zu mal etwas beiseite zu schieben und uns lieber wohltuenderen Fantasien hinzugeben. Mir hilft das. Und wenn Du magst, kannst Du so etwas Ähnliches ja auch mal für Dich ausprobieren?
Im letztem Jahr habe ich zudem meine Leidenschaft für Sketch-Notes entdeckt. Seitdem bereichere ich meinen Alltag in allen möglichen Lebenslagen mit bunten, selbstgezeichneten Bildchen ohne großen künstlerischen Wert – aber darum geht es mir auch gar nicht. Das Kritzeln macht mir einfach Freude und meinen Alltag bunt. (… und ich beglücke auch ab- und zu meine Klienten damit in Form von bunten Flipcharts)
Noch bevor ich groß darüber nachdachte, war das Corönchen visualisiert. Immer wenn nun Ängste ob der tagesaktuellen Meldungen hochkommen, entsteht ein neues Corönchen-Bild in meinem Kopf, das ich spontan aufzeichne. Und schon ist meine Angst viel kleiner als zuvor.
Das sind nur einige meiner Bewältigungsstrategien, um mit dieser Krise umzugehen. Ich lebe damit vor allem meine spielerische Seite und meine Kreativität aus. Was mir in diesen zwangsweise arbeitsreduzierten Tagen auch noch hilft: meine Liebe zur Musik. Ich höre schwungvolle Lieblingshits rauf und runter, hüpfe nebenbei auf meinem heiß geliebten Trampolin (das baut gleichzeitig Stress-Hormone ab…) und habe mein altes Saxophon wieder herausgekramt und mich sogar für einen Online-Saxophonkurs angemeldet.
Und ich schreibe. Ich schreibe all das auf, was mir in den Kopf kommt – Geschichten, berufliche Ideen, Zukunftsvisionen. Manchmal tauche ich richtig darin ein und erlebe wieder diesen wunderbaren Flow-Zustand, bei dem ich herrlich auftanken kann. Ich plane unseren Speiseplan mit möglichst gesunder, ausgewogener Ernährung eine Woche im voraus. Und das auf möglichst bunte Art und Weise. Ich erstelle einen Einkaufsplan und gehe nur mehr einmal pro Woche einkaufen – für mich und die, die ich unterstütze. Und …und … und… Ich muss zugeben, wenn man sich mal darauf einlässt, sich die Zeit nimmt, das aufzuspüren, was uns begeistert und Freude bringt, dann sprudeln die Ideen plötzlich … und die Zeit kann sogar zu Zeiten der Ausgangsbeschränkung wie im Flug vergehen.
Ich habe mir gleichzeitig aber auch ganz bewusst ein paar Gewohnheiten beibehalten. Das hilft mir, den Anschein der Normalität zu wahren. Morgens stehe ich auf, wie gewohnt. Ich behalte meine Morgenroutine bei (z.B die kleine Hunderunde im Garten und meine Tagesplanung beim Morgencafé) und genieße den etwas längeren und entspannteren Caféplausch mit meinem Mann, bevor jeder an seinen Home-Office-Arbeitsplatz verschwindet. Wir treffen uns dann erst mittags wieder. Das ist neu und eine angenehme Seite der Krise. Manchmal verbringen wir die Zeit mit einem gemeinsamen Mittagessen, manchmal machen wir einen gemeinsamen Hundespaziergang. Die Hundespaziergänge, wie auch die Köpfchenarbeit mit meinen Hunden, sind im Moment eine weitere wichtige Ressource für mich. Bewegung – an der frischen Luft und Zuhause – Natur – Spaß – auf diese Dinge möchte ich im Moment und so lange es geht auf keinen Fall verzichten. Und später dann lassen wir den Tag gemeinsam ausklingen – bei Gesprächen über das, was uns bewegt und begeistert, einem guten Essen und einer weiteren Kuschelrunde mit den Hunden. Den Tagesabschluss bildet wie gewohnt meine „Schöne-Momente-Sammlung„…
Was macht Dir Spaß? Was begeistert Dich? Woran hast Du Freude? Wie kannst Du Deine Stärken zu diesen Zeiten ausleben? Gerade, wenn Du im Moment ratlos bist und leicht in Lethargie verfällst: gönne Dir das und stelle Dir diese Fragen. Tue ganz bewusst Dinge, die Dir gut tun. Und rede mit anderen Menschen so oft es geht. Nicht nur über die Krise, über Deine Sorgen und Ängste, sondern auch über Deine persönlichen Ressourcen. Steckt Euch an mit dem, was Euch Freude macht. Mit anderen zu reden, das hilft ungemein. Tauscht Euch aus. Lacht miteinander. Seid zumindest auf Distanz füreinander da.
Wenn Du mal wieder mit jemandem sprechen willst, den Du noch nicht kennst, Dich vielleicht darüber unterhalten willst, was hilfreich für uns ist in dieser außergewöhnlichen Zeit, dann habe ich folgende Idee für Dich: ich sitze ab sofort von Montag – Freitag, jeweils 10:00 bis 11:00 Uhr, am Telefon und bin in dieser Zeit unter der im Bild angegebenen Nummer für Dich erreichbar. Dies ist eine private Initiative von mir – kostenlos und unverbindlich. (es fallen natürlich die Kosten Deines Telefonanbieters ins deutsche Festnetz an…)
Vielleicht hören wir uns ja mal? Better together. Liebe Grüße, Gitti.