Dienstags schon wieder reif für das Wochenende?

Stress. Manchmal treibt er uns an, manchmal wächst er uns über den Kopf. Was geschieht mit uns, wenn wir ‚Stress haben‘? Müssen wir Stress akzeptieren, sind wir ihm ausgeliefert? Fragen, die ich heute aufgreifen möchte.

Wenn wir über Stress reden, denken wir meist an den Zeitfaktor. Zeitmangel ist jedoch nur ein möglicher stressauslösender Aspekt von vielen. Auf manche Menschen wirkt ein bisschen Zeitdruck sogar anregend. Stress hat durchaus auch positive Seiten. Er lässt uns über uns hinauswachsen. Bewirkt, dass wir neue und anspruchsvolle Aufgaben bewältigen. Fühlen wir uns durch etwas herausgefordert oder bedroht, laufen Prozesse in unserem Körper ab, die uns aus dieser Situation heraushelfen und sogar unser Leben retten können. Die Stressreaktion, die unser Gehirn auslöst, sorgt dafür, dass wir zu Höchstform auflaufen.

Chronischer Stress.

Stress wird dann gefährlich für uns, wenn er nicht nachlässt. Wenn wir zu wenig Ausgleich und Erholungsphasen haben und sich das Gefühl in uns breit macht, die Belastungen des Alltags nicht mehr bewältigen zu können. Ich will nicht zu tief in die physiologische Betrachtung von Stress einsteigen, halte es aber für wichtig, über die wichtigsten körperlichen Auswirkungen Bescheid zu wissen. Denn damit wird deutlich, was anhaltender Stress tatsächlich für unsere Gesundheit bedeutet. Man sollte ihn nicht als Begleiterscheinung unseres modernen Lebens abtun. Stress belastet uns psychisch und körperlich, wenn wir zulassen, dass er zum Dauerzustand wird.

Die körperliche Stressreaktion ist ein uraltes, biologisches Notfallprogramm. Tauchte in früheren Zeiten plötzlich ein Säbelzahntiger auf, musste der Körper von einer Millisekunde auf die andere „funktionieren“. Unsere Gehirn setzt bei Bedrohung automatisch und blitzschnell komplexe körperliche Vorgänge in Gang, um mit Kampf oder Flucht reagieren zu können. Der sogenannte „Adrenalinstoß“ aktiviert das sympathische Nervensystem und bewirkt einen beschleunigten Herzschlag und schnellere Atmung. Der Blutdruck steigt, die Pupillen werden weiter, Verdauung und Libido wird herabreguliert. Die Nebenniere schüttet Cortisol aus, was Blutzuckerspiegel und Fettsoffwechsel beeinflusst, die Wasserausscheidung verzögert und entzündungshemmend wirkt.

Dieser Prozess funktioniert auch heute noch perfekt bei uns. Sind wir doch die Nachkommen derer, die den Säbelzahntiger überlebt haben. 😉
Bei den Stressoren unserer Zeit geht es nun jedoch um Dinge wie ‚soziale Überleben‘, um zwischenmenschliche Konflikte, um Anerkennung, Leistung, Status. Und um Ängste und Sorgen über unsere Gesundheit und Zukunft, um materielle Sicherheit. Um all das, was wir im Laufe unseres modernen Lebens für uns als wichtig bewertet haben. Wir sind uns teilweise nicht einmal bewusst darüber, denn diese Bewertung passiert teilweise ganz unwillkürlich. Heute wie damals reagiert unser Körper in Situationen, die unsere Werte bedrohen blitzschnell, bevor unser Denken den Hauch einer Chance hat, die Situation vorab zu analysieren.

Durch die Dichte unseres modernen Lebens stolpern wir von einem Stressor zum nächsten. Nicht wenige Menschen haben zudem die Angewohnheit, über erlebte Konfrontationen und Konflikte immer wieder zu grübeln oder zu erzählen. Das bewirkt, das der Stress über den Zeitraum des Erlebens hinausgeht, dass wir die Situation, die uns gestresst hat, immer wieder in unserem Kopf aufleben lassen. Unser Körper unterscheidet nicht, ob wir imaginieren oder eine Situation real erleben. Sobald der Film in unserem Kopf wieder abläuft, reagiert er. Dieses Kopfkino verdanken wir unseren hoch entwickelten kognitiven Fähigkeiten. Und diese kognitiven Fähigkeiten sind es auch, die uns die Wahl ermöglichen, wie wir mit den Dingen umgehen. Die uns zu selbstbestimmten Denken und Handeln befähigen. Voraussetzung ist, wir fassen den Entschluss, etwas zu verändern.

Bewusst leben. Anstatt gelebt werden.

Wenn wir Wert darauf legen, möglichst lange beschwerdefrei und gesund zu leben, sollten wir uns Zeit für uns selbst nehmen, uns und unsere Lebenszeit wert-schätzen lernen. Wir sollten uns bewusst darüber werden, was uns stresst. Wahrnehmen und hinspüren lernen. Welche ganz konkreten Situationen lösen die Stressreaktion in unserem Körper aus und bewirken, dass wir unnötig auf Hochtouren laufen? Welche Auslöser triggern uns? Das ist ganz individuell. Und auch nicht jeden Tag gleich. Je nachdem, wie voll unser Stressfass gerade ist, nehmen wir die Dinge manchmal gelassener hin, ein anderes mal nicht.

Wir können viel mehr ändern, als wir denken. Wir können unseren Fokus mehr auf positive Gedanken lenken, gezielt schöne Erlebnisse suchen (siehe Beitrag ‚Schöne Momente sammeln‚), unsere Gelassenheit schulen. Wir müssen nicht auf den Jahresurlaub warten. Wir können uns dafür entscheiden, täglich für ausreichend Ausgleich zu sorgen, indem wir auf eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen positiven und negativen Erlebnissen achten.

Entwickeln Sie ein Gespür dafür, was Ihnen gut tut und was Sie stresst. Fördern Sie das eine und reduzieren sie das andere. Es geht dabei nicht nur um die „großen Ereignisse“, sondern die vielen kleinen Dinge, die der Alltag so mit sich bringt. Jedes einzelne Ereignis füllt oder leert unser Stressfass. Diese kleinen Dinge lassen sich leichter verändern, als die großen Lebensthemen. Und das ist schon mal ein guter Anfang. Vielleicht ändert sich so manches dann sogar von selbst?

Den Hund einbeziehen.

Auch sein er verfügt über dieses körperliche Notfallprogramm. Er ist jeden Tag stressenden und für ihn unveränderlichen Dingen ausgesetzt. Uns Hundemenschen sollte bewusst sein: wir bestimmen sein Leben. Wird sein Stressfass zu voll, verhält er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in unserem Sinne und wird dadurch womöglich zu einem zusätzlichen Stressor für uns selbst. Ein Teufelskreis, den wir Hundemenschen aber durchbrechen können, wenn wir wollen.

Beziehen Sie Ihren Hund in Ihre Überlegungen für einen ausgeglichenen Alltag mit ein. Gestalten Sie Ihre 24 Stunden, die Ihnen täglich zur Verfügung stehen flexibel und weise. Achten Sie darauf, dass Ruhepausen, Kuscheln, Spielen und andere schöne, gemeinsame Aktivitäten mit ihrem Hund nicht zu kurz kommen. Sie werden beide davon profitieren.